Nun erst Brecht!

(Zuletzt aufgeführt im November 2013 im Theaterhintenlinks, Krefeld)

Klaus Urban liest und singt: Bertolt Brecht.

Bei der kaum noch überschaubaren Fülle Brecht‘scher Texte kann auch ein dicht gepacktes eineinhalbstündiges Programm nur einen subjektiv ausgewählten Querschnitt bieten; vor allem dem Dramatiker Brecht wird man sicher so nicht gerecht werden können. Gleichwohl bietet das geschickt ausgewählte und komponierte Programm eine reiche Palette von unterschiedlichsten Texten, die ein erfreutes Wiedererkennen ebenso ermöglichen wie ein überraschtes und erfrischendes Hinhorchen.

Klaus Urban spielt und singt nicht die bekannten von Weil, Eisler oder Dessau vertonten Songs; neben einigen von Brecht selber geschriebenen "Liedern zur Klampfe" wagt Urban sich an eigene und neue Vertonungen auch von weniger bekannten Stücken. Dabei kommen Lieder und Sprechstücke mit Musik von sehr unterschiedlichem Charakter zu Ohren, Gehör, Verstand und Gefühl; von der kinderliedartigen "Kellerassel" und dem bluesigen "Liebesunterricht" über den rockigen "Sankt Nimmerleinstag" zu choralartigen Psalmen und lyrischen Liebesliedern.

Auch das Spektrum von gesprochenen Lyrik- und Prosatexten ist sehr breit gefächert. Politische Texte kommen ebenso wie Ausführungen über Kunst und Gedichte zur Natur und Liebe im wahrsten Sinne des Wortes zur Sprache, zur Brecht‘schen Sprache, die beim scheinbar beiläufigen Erzählen zupackt und in einer ungekünstelten einfachen Sprache den Gedanken zentriert.

Die Texte umfassen auch Ausschnitte aus den Tagebüchern, den Journalen, die Brecht während seiner Flüchtlingsjahre in Skandinavien und Amerika führte, in denen die brüchige und gebrochene Situation des Schriftstellers im Exil deutlich wird. Literarisches Tun wird, während auf dem Heimatkontinent der Vernichtungskrieg tobt, fast unmöglich, gleichwohl ist Brecht hier und dort und überall beinahe unermüdlich produktiv tätig.

Klaus Urbans unprätentiöser, aber fesselnder Vortrag machen Brecht’sche Texte zum Erlebnis, machen Lust und Mut auf mehr: Nun erst Brecht!

 

Pressestimmen

"Brecht – in wunderbaren Facetten. 'Brecht zum Anfassen' wurde am Sonntag vormittag von der Bibliotheksgesellschaft - als Veranstalter – in der Bücherei Hameln präsentiert. Die zahlreichen Zuhörer lauschten gespannt den Worten und Vertonungen des Hannoveraner Professor Dr. Klaus Urban. … Unter Zuhilfenahme einer Gitarre, einem elektrischen Rhythmusgerät, einer Mundharmonika und einigen Trommeln interpretiert Klaus Urban Brecht eindrucksvoll. Sein Sprechgesang zieht in den Bann und auch der Wechsel zwischen den Stücken vollzieht sich fesselnd. 'Die Lieder zur Klampfe' … finden Zwischenapplaus und der Künstler erhält beim Abschied mehrere 'Vorhänge'."
Edith Handelsmann, Deister- und Weserzeitung, 28.04.1998

"Der Chronologie von Tagebuchaufzeichnungen und Briefen folgend gelang Urban mit unterschiedlichen Stilmitteln eine eigene Interpretation. 'Lieber ein feiger als ein toter Mann' und das 'Solidaritätslied' wurden noch aussagekräftiger durch ein Rhythmus-Gerät, 'Mutter Beimleins Holzbein' und die 'Kellerassel' mit Gitarre und Mundharmonika besungen, und 'Unrecht ist menschlich' getrommelt. Beifall gab es auch für das Lied vom 'Sankt Nimmerleinstag' und die Zeilen vom Pferd, das Politiker wird. Urbans Auswahl und Vortrag fesselten die … Zuschauer sehr."
Ehrenheim-Schmidt, Einbecker Morgenpost, 06.11.2006

"Eine literarische Darbietung von Texten und Liedern Brechts vom Feinsten. Klaus Urban war ständig in Bewegung, las musizierte und sang abwechselnd an drei Standorten. Es gab dem Zuschauer viel, sich auf die entstehende atmosphärisch dichte Stimmung einzulassen. Anspruchsvolle Literatur war das, dargeboten von einem Künstler, der nicht vortrug, sondern sich in die Person verwandelte, von der die Texte stammten: Klaus Urban war Bertolt Brecht."
Wortnetz, 01/2007, S. 15