Limericks und Haikus

Aus der Serie „Hannover-Limericks“:

Ein feinerer Herr aus dem Viertel am Zoo
sagt, er sei doch nicht irgendwer irgendwo;
bin doch kein Laffe
oder ein Affe -
ich wohn schließlich am und nicht im Zoo.

Ein Würstchenbrater aus Vahrenwald,
dem wurden immer die Würstchen kalt;
er glaubt nicht an Wunder
und wird immer runder -
denn er isst sie schließlich selber halt.

Ein heißes junges Fräulein aus Bemerode
trug stets die neueste Pariser Mode
und grelles Make-up
auch nicht zu knapp -
so erschreckt sie die Bemeroder zu Tode.

Bei einem verschwundenen Hund aus Pattensen
wusste man lange nicht, hatten s’en
oder hatten s’en nicht -
denn wie’s seine Pflicht,
wollte der eigentlich nur nach den Ratten sehn.


Aus der Serie „Heide-Limericks“:

Ein spätes Muttersöhnchen vom Radergehege
versuchte mal auf romantischem Wege
zu betörn eine Frau,
doch die macht ihn zur Sau -
jetzt ist er wieder bei Muttern in Pflege.

Es war eine gehänselte Jungfrau aus Neetze,
wann immer ein Mann kommt, dann geht’se;
das ist ihre Rache
am Männergelache -
doch Männer zu locken, versteht’se.

Ein blauäugiges Mädchen aus Bardowick
sieht doppelt, hat in der Optik ’nen Knick;
so wird aus ’nem Zweier
für sie plötzlich ein Dreier -
und so erfährt sie gleich doppeltes Glück.

Ein bräsiger Bauer aus Brackel
hält sich zur Jagd einen Dackel;
doch der ist träge und fett
und zum Wild viel zu nett,
denn er begrüßt es mit Schwanzgewackel.


Aus der Serie „Hamburg-Limericks“:

Ein wuchtiger Typ aus Altengamme
hat ’nen Fausthieb wie ’ne Ramme;
doch im Umgang mit Fraun
wird er stets umgehaun –
jetzt sucht er verzweifelt ’ne Amme.

Ein übler Schwadroneur aus Sasel
faselt nur fades Gefasel;
doch er fühlt sich nicht schuldig,
sondern erklärt nur geduldig,
seine Mutter sei schließlich aus Basel.

Ein Pferdeliebhaber aus Bahrenfeld
freut sich immer, wenn der Apfel fällt;
er sammelt den Dung
mit Genugtu-ung –
denn er macht ihn bei Kleingärtnern dann zu Geld.

Ein fanatischer Fußballfan aus Altona
war zum Ärger seiner Frau jeden Spieltag da,
um St. Pauli zu sehn;
nie hört er ihr Flehn –
da half ihr auch kein Wonderbra.

 

Aus der Serie „Trauer-Tod-Schmerz-Limericks“:

Ein schwerkranker Mann aus Hannover-Mitte
hat eine allerletzte Bitte
bei all seinen Schmerzen
dies liegt ihm am Herzen
dass bei seinem Trauerzug eine Bluesband schritte.

Einem jungen Mann in der Nähe des Maschsee
tut immer das Herz so rasch weh
wenn einen Friedhof er sieht
weil erst kürzlich verschied
ganz plötzlich viel zu jung seine Traumfee.

Ein viel zu schneller Biker aus Letter
wenn er wirklich gekonnt hätt’, dann hätt’ er
die Kurve gekriegt,
doch sie hat ihn besiegt
und so standen schließlich hilflos die Retter.

Einen Philosophiestudenten im Viertel am Zoo
stimmt der Gedanke gar nicht froh
dass das Leben ein Ende
dass ohne Rückkehr und Wende
es auch ihn erwischt irgendwann irgendwo

Eine mittelalterliche Frau aus der List
trinkt, weil sie immer traurig ist
und sie ist traurig, weil sie trinkt
dieser Teufelskreis ist unbedingt
tödlich, wenn kein liebender Mensch da ist.

Ein etwas älterer Slam-Poet aus Stadthagen
will gedanklich sich schon an seinen Nachruf wagen
sein Nachruf sei „Oh!“
verkündet er froh -
doch im tiefsten Innern will’s ihm nicht recht behagen.

 

Haikus

Haikus über den Tod

Stille Sterbende,
du atmest in unser Herz,
dort schlägst du ewig.

Sterbestundenglas.
Wenn es dann schließlich zerbricht,
fließt die Zeit heraus.

Letzter Atemzug,
dein Augenblick ist heilig
vor Menschen und Gott.

Der äußere Tod
ist immer unvermeidlich,
der innere nicht.

Todesursache.
Was denn kümmert den Toten,
warum er tot ist?

Tod ist Übergang.
Das Leben ist Übergang.
Wer weiß schon wohin?

Die Angst vor dem Tod
ist die Angst vor dem Leben
als vergess'ner Toter.

Trauergedanken,
verschont die Gefühle mit
Mauergedanken!

Das Leben meistern
ist für manche nur ein Spiel.
Wer meistert den Tod?

Irren ist menschlich.
Kreativ sein ist menschlich.
Tot sein ist menschlich.

Sterben muss jeder.
Manche sterben jahrelang
am selben Leben.

Der Tod ist kein Gast.
Er kommt immer, wann er will
und bleibt auf Dauer.

Überlebender,
was du dann wirklich verlierst,
weißt du vorher nie.

Frühjahr 2011
© Klaus Urban